Die Möglichkeit tagebuchartiger Schilderungen in der Ichform im Blog nehme ich erleichtert an, denn zu kurz ist bislang für mich die Zeit zum Recherchieren im Netz gewesen, um zu Web 2.0 Aussagen in allgemeingültiger Form zu machen.
Die bereits von Enigma erarbeitete Literatur zu diesem Thema im vorigen Semester ist zudem zu groß, um dazu in irgendeiner Form Stellung zu nehmen.
Ein Weg für mich bahnte sich an, als ich "Wikinomics. Die Revolution im Netz" von den Autoren Don Tapscott und Anthony D. Williams, erschienen im Hanser Verlag 2007, in Händen hielt. Hier erfuhr ich, was das Web, wie es dort heißt, ist. Wir alle, die wir uns in ihm bewegen, gehören dazu, fügen mit jedem Klick einen kleinen Farbspritzer mehr zu dem stetig wachsenden Web hinzu, schaffen dabei alle "wissentlich oder unwissentlich daran mit, einen ungeheuer raffinierten Supercomputer zu bauen." Quelle s.o., S.40.
Das Web zeigt die Richtung an, ist bereits der Weg: Mach mit, beteilige dich, sage etwas, ich antworte, wir reden, wir machen etwas gemeinsam als "Gleichrangiger", wie es in "Wikinomics" heißt, unter Gleichrangigen.
Sehr schnell begreife ich, nicht von mir, der älteren Generation, ist hier die Rede, sondern von den jungen Menschen, der "Net-Generation, die bereits online aufgewachsen ist und "eine neue Ethik von Offenheit, Partizipation und Interaktivität in die Arbeitswelt, in ihr soziales Umfeld und auf die Märkte bringt."
Quelle s.o. S.47
Die Frage stellt sich mir: Stimmt das, so generell ausgesprochen? Kann tatsächlich jeder junge Mensch sich in einer für ihn positiven Weise im Web bewegen?
Schon früher, noch im alten Internet, gedacht zum Surfen und Browsen, wie es in "Wikinomics" heißt, fand ich den vom Deutschen Kinderhilfswerk herausgegebenen "Kinderreport Deutschland 2007". Dort erfahre ich, dass sich die Kinderarmut in Deutschland seit der Einführung von Hartz IV verdoppelt hat. Zur Zeit sind, laut Report mehr als 2,5 Mill. Jungen und Mädchen unter 15 Jahren auf Sozialhilfe angewiesen. Kinderarmut verdoppelt sich alle 10 Jahre, heißt es in dem Bericht. Zudem besteht Gefahr, dass sich die Armut von der 1. Generation bei den nächstfolgenden fortsetzt.
Kinder aus armen Familien haben schlechtere Bildungschancen, weniger Vertrauen in andere Menschen und bekommen weniger kulturelle Werte vermittelt. Immer mehr Kinder aus der Mittelschicht sind von Armut bedroht. Ohne ergänzende Sozialhilfe kann ein Durchschnittsverdiener eine mehrköpfige Familie heutzutage nicht mehr ernähren.
Besonders betroffen sind ebenso Kinder mit Migrationshintergrund. Ein Drittel dieser Jugendlichen verlässt die Schule ohne Abschluss. Ein Grund hierfür sind häufig Defizite in der deutschen Sprache.
Quelle: FAZ.NET - Gesellschaft - Familie, Artikel vom 15.11.07
Die Vermutung liegt nahe, dass die ungleichen Startbedingungen für den Eintritt in die Welt der Erwachsenen auch die Möglichkeiten der Teilnahme an den Angeboten des Web2.0 sehr einschränkt.
Einige Aussagen über junge Leute in "Wikinomics" kann ich mit der Kenntnis des "Kinderreport" im Kopf auch kritisch lesen.
"Die neuen privaten Räume finden sie (die Net-Generation) immer öfter online, wo junge Leute scharenweise zusammenkommen, mit Gleichgesinnten interagieren und sich eigene gemeinsame Räume schaffen."
Quelle s.o. S.49
Hinzuzufügen wäre,dass zu diesen Räumen auch Plattformen gehören, wo die Identität der Jugendlichen durch Indoktrination demokratiefeindlicher Gedanken entwickelt wird .
Aber dort im Web muss auch ein Weg zu finden sein, wo Kinder und junge Erwachsene aus sozial benachteiligten Familiensituationen Schul- und Ausbildungswege vorfinden, die ihnen andere Perspektiven im Leben geben können.
In "Wikinomics" wird ein Lernprojekt aufgeführt, das mich begeistert. "Schüler lernen , gemeinsam mit anderen Schülern in anderen Ländern Projekte zu bearbeiten..Ein Lehrer in Kanada und ein Lehrer in Nigeria tun sich zusammen, schaffen ein virtuelles Klassenzimmer und bilden mit Schülergruppen Forschungsprojekte. Die Schüler können bloggen, Dinge, die sie gemacht haben, ins Netz stellen, und mit einem Klassen-Wiki zusammenarbeiten."
Quelle s.o. S.52
So kann Schule heute im Web 2.0 aussehen. Es wäre zu wünschen, dieser Unterricht würde zum Alltag aller Schulen gehören, stände allen Schülern offen, seien sie gut oder schwach im Unterricht.
Soweit meine durch Lesen und Recherchieren gewonnenen ersten Erfahrungen mit Web 2.0.