Bedrohungen der Realität durch Virtualität?
Verglichen mit früheren Zeiten haben wir heute gewaltige zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten, basierend auf modernster Technologie und verbunden mit gewissen Kosten. Diese Möglichkeiten sollen das Leben erleichtern und bereichern und werden von der jung en aber auch in zunehmendem Masse von der älteren Generation genutzt. Dagegen ist nichts einzuwenden. Manches ist sicher auch nur Trend, der sich wieder verlieren wird. Aber Internettechnologien und Kommunikationsmöglichkeiten, i-pod und das Handy geben uns neue Möglichkeiten sich in virtuelle Welten zurückzuziehen. Das Leben in virtuellen Welten ist nichts neues: ich lese zu Hause, aber auch in der Öffentlichkeit in S-Bahn und Hörsaal (schon dabei isoliere ich mich, da ich signalisiere, nicht kommunikationsbereit zu sein) , ich gehe ins Kino und Theater oder schlage die Zeit bei einer soap-opera vor der Glotze tot. Aber ich habe folgendes soziologisches Problem mit den neuen Möglichkeiten: Warum muss ich mich in einer Web-Community organisieren und austauschen anstatt in einem Verein in der realen Welt, oder was man bei Veranstaltungspausen, im Lokal oder in der S-Bahn sieht , man redet mit einem imaginären Partner per Handy, beachtet die eigene Begleitung nicht und ignoriert sein Gegenüber. Negativ ausgedrückt : Der virtuellen Realität wird grössere Aufmerksamkeit geschenkt als dem vielleicht unbequemeren echten Leben. Sind das echte Leben im Job und im Alltag und die Mitmenschen so unerträglich, das ich jede sich bietende Gelegenheit nutze, um in die virtuelle Welt zu entfliehen? Dann wird noch der i-pod Hörer ins Ohr gesteckt, man lebt in seiner eigenen virtuellen Welt und erwacht erst auf der Intensivstation im wahren Leben wieder, weil man das hupende Auto weder gehört oder gesehen hat, denn die Sinneseingangskanäle für die Realität waren mit Informationen aus der virtuellen Welt blockiert
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2 Kommentare:
Zu Ihrer Frage fällt mir eine weitere Frage ein: Was ist virtuell an der virtuellen Welt, wenn ich die Personen, die ich kontaktiere - per Handy oder per Chat oder neuerdings per Blog - ja auch kenne. Oder anders ausgedrückt, es sind Personen, zu denen ich eine wie auch immer geartete Beziehung habe. Ich würde sagen, ich pflege den Kontakt mit den mir wichtigen Menschen mittels verschiedener Medien. Und stimmt, das geht erst mal zu Lasten der Aufmerksamkeit für die gerade Anwesenden, mir aber völlig Unbekannten.
Ich hatte den Titel meines blogs mit einem Fragezeichen versehen. Ich muss mich korrigieren. Nach der Lektüre des Zeit-Dossiers vom 12. 06. 08 Nr. 25:"Verloren in der virtuellen Welt" gehört dort mindestens ein Ausrufezeichen hin.
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